Bürgerliche Kontrolle

Das Proletariat muß sich vor der verbrecherischen Täuschung derjenigen hüten, die glauben machen möchten, daß die Intervention der Regierung den Lauf der Wirtschaftskrise irgendwie aufhalten oder regulieren könnte, und die es dazu überreden möchten, seine Angriffskämpfe und selbst seine Verteidigung aufzugeben. Die Kontrolle der Wirtschaft durch einen gemeinsamen Ausschuß von Arbeitern, Unternehmern und dem Staat bedeutet nicht im entferntesten einen Schritt in Richtung proletarische Kontrolle über die Produktion: sie wäre eine bürgerliche Kontrolle. Bürgerliche Kontrolle nicht in dem Sinne, daß die Mehrheit aus Unternehmern und Staatsvertretern neue Wege finden könnte, um die Produktivkraftentwicklung in den Griff zu kriegen, denn die Anarchie der Wirtschaft und die bürgerliche Ordnung bilden eine Einheit in der Geschichte. Vielmehr bürgerliche Kontrolle, weil die Arbeiterklasse durch solche Ausschüsse die Kontrolle über die Taktik der eigenen Klassenaktion in die Hände des Gegners legen würde, weil sie durch einen wahren Rückzug die Fähigkeit des Staates, die konterrevolutionäre Verteidigung des Kapitalismus zu führen, vervielfachen würde. Wer dem Proletariat erzählt, er wolle ihm ein Mittel liefern, einen Blick in die geheimnisvolle Welt der Wirtschaft zu werfen, um in dieser Welt an Einfluß zu gewinnen, der ist ein direkter oder indirekter Agent der Bourgeoisie, und ihm muß das Proletariat antworten: Wir wollen die Kontrolle über die Produktion ohne euch und gegen euch erobern, wir wollen sie nicht durch euren Staatsapparat erobern, sondern erst, nachdem wir ihn dank der Einheit unserer revolutionären Kraft zerstört haben, denn darin liegt die Grundlage unseres politischen Sieges und nur dadurch können wir die Produktivkräfte in den Griff kriegen.

Source Il Comunista, Nr. 22, 4. November 1921
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